Ich bekam im Alter von 29 Jahren vom Arzt überraschend die Diagnose nicht-alkoholische Steatohepatitis, kurz NASH. Ich und Fettleberentzündung? Hier erzähle ich, wie ich nach meiner Diagnose mein Leben geändert habe.
Info: Eine einfache Fettleber ist zwar nicht gerade erstrebenswert, führt aber nur in seltenen Fällen zu einem Leberschaden. Entzündet sich die Fettleber (=Fettleber- oder Steatohepatitis), ist das eine ernstzunehmende Diagnose. Ärzte unterscheiden bei dieser Art Entzündung zwischen einer durch Alkohol bedingten alkoholischen Steatohepatitis, kurz ASH (auch alkoholische Fettleber, kurz AFL) und durch andere Ursachen verursachte nicht alkoholische Steatohepatitis, kurz NASH (auch nicht-akoholische Fettleber, kurz NAFL). Beide Fettleberentzündungen können langfristig die Leber vernarben und es kann sich daraus eine Zirrhose entwickeln. Eine Leberzirrhose steigert das Risiko für Leberzellkrebs. Bei einer nicht-alkoholischen Fettleberentzündung kann der Leberkrebs auch vor der Entwicklung einer Zirrhose auftreten. Fettleberentzündungen erhöhen zudem das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen.
Nicht-alkoholische Fettleber: Ursache Ernährung
Ich wusste schon vor meiner Diagnose, dass zwischen bestimmten Ernährungsgewohnheiten und einer Leberverfettung ein Zusammenhang besteht. Für mich persönlich war das überhaupt kein Thema, schließlich war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich mich richtig und gut ernähre. Meine Essensgewohnheiten waren für meine Begriffe einigermaßen ausgewogen. Gegessen habe ich zweimal täglich – mittags warm und abends kalt. Dazu trank ich Apfelsaftschorle. Zum Frühstück gab es lediglich gezuckerten Kaffee mit Milch. Dass die Diagnose NASH ein wesentliches Ergebnis meiner Ernährung war, wurde mir erst durch die. Gespräche mit meinem Hepatologen bewusst. Ehrlich gesagt war ich ziemlich überrascht, dass ich mit meinem Lebensstil derart daneben lag.
Hier zur Info ein Überblick über meine Ernährungsgewohnheiten vor der Diagnose
Fettleberentzündung:
- Teigwaren aus Weizen
- Fertiggerichte wie Pizza
- Weißbrote mit Butter, Käse, Wurst
- Schweinefleisch
- Salat und selten Mischgemüse
- gelegentlich Fisch, vor allem Lachs und Räucherprodukte
- zeitweise Reis und Kartoffeln
- oftmals frittierte Lebensmittel
- gelegentlich süße Speisen (Kuchen, Eis, Kekse)
- Soßen
- Eierspeisen
- Obst in Maßen
Multifaktorielle Ursachen: Woher kommt meine Fettleber?
Beim Thema Fettleber bin ich inzwischen ein echter Fachmann. Eine nicht-alkoholische
Fettleber kann sich zum Beispiel durch ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und
bestimmte Vorerkrankungen wie Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte,
Diabetes mellitus Typ II oder einer Insulinresistenz (= Vorstufe einer Zuckererkrankung)
entwickeln. Meine NASH hat der Hepatologe auf folgende Faktoren zurückgeführt. Wie man
sieht, kam da einiges zusammen:
- unausgewogene Ernährung
- zu wenig Bewegung
- Diabetes
- Medikamenteneinnahme
- Hormoneinnahme aufgrund eines hypogonadotropen Hypogonadismus
- arzneimittelinduzierte Adipositas
Nicht-alkoholische Fettleberentzündung: Ernährungsumstellung hat mir geholfen
Dass ich mit meiner Ernährung komplett falsch lag, wurde mir erst nach der fachärztlichen Beratung durch meinen Hepatologen bewusst. Er machte mir klar, dass ich meine Essgewohnheiten unbedingt verbessern sollte. Das hatte ich natürlich schon öfter von Ärzten gehört. Aber ich wusste nie genau, was sie mit „stellen Sie Ihre Ernährung um“ meinten. Geschweige denn, wie ich etwaige Veränderungen in die Praxis – sprich meinen Lebensalltag – integrieren soll. Den eigentlichen Durchbruch hatte ich dann während einer Rehabilitationsmaßnahme. Dort ging es (logisch) um das Thema Abnehmen und ich lernte, was ich an meinem Lebens- und Ernährungsstil grundlegend und nachhaltig ändern sollte. Nach der Reha wollte ich es noch genauer wissen und machte eine Ausbildung zum Ernährungsberater. Übrigens nicht nur aus eigenem Interesse, sondern auch aufgrund meines ehrenamtlichen Engagements in zahlreichen Selbsthilfevereinen. Im Rahmen meiner Ausbildung wurde mir sehr eindrücklich vor Augen geführt, welche Veränderungen ich an meinem Lebensstil wirklich vornehmen muss.
Wie sieht heute meine Ernährung bei Fettleber aus?
Ich nehme inzwischen fünf kleine Mahlzeiten pro Tag zu mir. Morgens und abends esse ich je eine kleinere ausgewogene Mahlzeit. Mittags gibt es die eigentliche (kleine) Hauptmahlzeit. Vor- und nachmittags jeweils eine Zwischenmahlzeit. Mein Essen besteht vor allem aus fettarmen Meeresfischen und -früchten, bunten Salaten, Bulgur/Couscous, Saisongemüsen, Hähnchenfleisch (gebraten statt frittiert), Pflanzenöl, fettarmem Käse, selten Schinken, Vollkornbrot, Müsli, häufig frischem Obst, Joghurt, Nüssen, reduziert Eierspeisen, Kartoffeln gekocht oder mit Kräutern, Quark, leicht gesüßtem Kaffee, Milch (1,5 %) sowie Mineralwasser.
Fettleber: Meine Ernährungsumstellung im Überblick
Ich vertrete die Devise, dass eine Ernährungsumstellung nicht mit einem kompletten Verzicht einhergehen muss. Deshalb bin ich gegen einheitliche Essensvorschriften, denn gesundes Essen muss einem auch schmecken. Der Genuss gehört schließlich zum Leben dazu. Natürlich sollten Betroffene ihre Ernährung ausgewogener gestalten. Eine Ernährungsumstellung sollte
sich aber immer am Geschmack und den Vorlieben des Einzelnen orientieren. Generell wichtig ist eine Sensibilisierung für das Thema „Ernährung“ im Allgemeinen. Hier skizziere ich mal grob, was sich bei mir bei der Nährstoffzufuhr und den Kalorien nach meiner Diagnose geändert hat.
vor der Diagnosestellung | heute |
---|---|
2400 kcal täglich | 2000 – 2200 kcal täglich |
Eiweiß: 10% | Eiweiß: 20% |
Fett: 40% | Fett: 35% |
Kohlenhydrate: 50% | Kohlenhydrate: 45% |
Folgen Fettleber: Leberverfettung kann zu irreparablen Schäden führen
Die Leber ist ein sehr gutmütiges Organ und verzeiht einem relativ lange eine falsche Lebensweise. Ich halte es für wichtig zu wissen, dass die Leber nicht nur mit ihren Aufgaben wächst (klar, der Spruch ist lustig), sondern eine Verfettung am Ende zu irreversiblen Schäden führen kann. Besonders wichtig sind deshalb regelmäßige Kontrollen der Transaminasen. Eine Erhöhung dieser Proteine weist in der Regel auf Veränderungen beziehungsweise eine Erkrankung der Leber hin.
Mit Hilfe einer Ernährungsberatung bekam ich mein Fett weg
Gerade in Krisenzeiten hat eine ausgewogene Ernährung auch etwas mit dem Geldbeutel zu tun. Ich bin überzeugt: Eine der Leber zuträgliche Ernährung ist auch bei geringem Einkommen und einem schnelllebigen Alltag möglich. Mir hat die Ernährungsberatung geholfen. Die Vorteile:
- Eine individuelle Ernährungsberatung kann für eine bessere Zusammenstellung
bekömmlicher, gesunder und wohlschmeckender Nahrungsmittel sorgen. - In der Beratung erfährt man auch etwas über die Zusammenhänge zwischen
Ernährung und Krankheiten. - Die Umstellung gibt einem ein gutes Gefühl, das Richtige zu tun (und natürlich noch
mehr Genuss). - Wer möchte, erhält zudem schnelle und einfache Rezepte.
Im Internet und in den Medien findet man viele Vorschläge, wie die gesunde und ökologisch wertvolle Ernährung von heute auszusehen hat. Viele Theorien widersprechen sich gegenseitig und können einen verunsichern. Deshalb sage ich: Ein klassisches „richtig“ oder „falsch“ gibt es nicht. Deshalb ist es nicht nur für die Leber-Gesundheit wichtig, den Menschen einen ganz persönlichen Ansprechpartner an die Seite zu geben, der die Fakten kennt und auf den man sich verlassen kann. Aus meiner Sicht müsste die Ernährungsberatung sehr viel stärker von unseren Krankenkassen finanziert und zumindest einmal im Leben als Kassenleistung übernommen werden. Mittlerweile gibt es aber auch viele kostengünstige, teils ehrenamtliche Angebote.
Lesen Sie hier: Ernährung bei Fettleber